letzte Änderung vom 14. April 2024 von Joe
Am 20.04.2023 veranstaltete die Sportallianz Pinneberg im Rahmen des Pinneberger Sportforums eine Podiumsdiskussion, zu der alle an der Kommunalwahl beteiligten Parteien und Wählergemeinschaften eingeladen wurden. Vorab wurden aus fünf Themenkomplexen jeweils zwei bis drei Fragen gestellt, um deren schriftliche Beantwortung die Sportallianz vorab gebeten hatte. Sehr gern möchten wir auf diesem Weg diese Fragen und unsere Antworten transparent veröffentlichen:
Die Lehren aus der Corona-Pandemie
Frage 1: Hat sich vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie Ihre Haltung zum Sport verändert?
Buntes Pinneberg: Die Isolierung in der Pandemie hat gerade bei Kindern und Jugendlichen auch schwerwiegende psychische Folgen. Die Bedeutung von Gemeinschaft und gemeinsamem Sport und Spiel für die körperliche und seelische Entwicklung von Kindern und Jugendlichen ist auch uns dadurch viel bewusster geworden. Neben der Schaffung der materiellen Voraussetzungen treten wir dafür ein, diejenigen, die ehren- und hauptamtlich Tag für Tag den Sportbetrieb in unserer Stadt gewährleisten, besser zu unterstützen.
Frage 2: Welche Rolle sollte der Sport bei der Bewältigung der beschriebenen Auswirkungen spielen und wie kann die Politik da unterstützen?
Buntes Pinneberg: Die geschilderten Auswirkungen sind nicht alle nur auf die Schließung von Sportstätten zurückzuführen, ein guter Anteil kann aber als sicher angenommen werden. Daher spielt der Sportbetrieb inzwischen auf breiter Ebene eine wesentliche Rolle für die physische und psychische Gesundheit in unserer Gesellschaft. Diesen Trend wollen wir durch den Einsatz für niedrigschwellige Sport- und Bewegungsangebote im öffentlichen Raum unterstützen. Dazu zählen in unseren Augen beispielsweise Öffnung von Schulhöfen für die sportliche Nutzung, auch für Vereine. Des Weiteren setzen wir uns u.a. für die Schaffung von Bolzplätzen und die Bereitstellung weiterer öffentlich nutzbarer Sportgeräte ein.
Schließung des Pinneberger Hallenbades
Frage 3: Sprechen Sie sich für die Rücknahme des Beschlusses der Ratsversammlung vom 03.11.2022 und somit für eine dauerhafte Öffnung des Pinneberger Hallenbads aus?
Buntes Pinneberg: Eine Rücknahme des Beschlusses ist nicht mehr nötig, da die Öffnung des Hallenbads am 01. April erfolgt. Eine erneute Schließung aus Gründen der Energie- bzw. Kosteneinsparung für den Winter 2023/24 wollen wir verhindern und streben dafür kurzfristig einen Beschluss der Ratsversammlung hierzu an.
Frage 4: Treten Sie/Ihre Partei für eine veränderte Prioritätensetzung zugunsten der Wichtigkeit des Schwimmunterrichts ein und wie wollen Sie konkret die landesweite Schwimmoffensive vor Ort in Pinneberg unterstützen?
Buntes Pinneberg: Die Situation des Schwimmsports hat sich in Pinneberg bei stetig steigender Einwohnerzahl dramatisch verschlechtert: Zwei Lehrschwimmbecken, der Freibadsee und das dazugehörige 50-m-Becken wurden geschlossen. Damit der zwingend notwendige Bau des neuen Hallenbads den aktuellen Anforderungen des Schwimmunterrichts und des Schwimmtrainings genügt, fordern wir die Einbeziehung von Sportvereinen, Schulen und Institutionen wie die DLRG in die Planung.
Wir begrüßen die landesweite Schwimmlernoffensive und setzen uns dafür ein, die Initiativen der Sportvereine und der DLRG in die Umsetzung der Angebote im Rahmen des Offenen Ganztages zu integrieren.
Sport als Bildungsfaktor mitdenken
Frage 5: Wie kann das Zusammenwirken von Schule und Sport auf Augenhöhe gestärkt werden?
Buntes Pinneberg: Eine Einbindung der Sportvereine bei der Gestaltung der Ganztagsbetreuung bietet unserer Meinung nach viele Vorteile. Zum einen könnte den Kindern und Jugendlichen ein viel breiteres Sportangebot gemacht werden, als es dem Schulsport möglich ist. Dieses Angebot wiederum bietet die Chance, dass Kinder und Jugendliche für ein Engagement in den Sportvereinen gewonnen werden können, wodurch sie sich dann zusätzlich in ihrer Freizeit sportlich betätigen würden.
Wir sind überzeugt davon, dass sich alle in den Schulen beteiligten Personen dieser Vorteile bewusst sind und ein Zusammenwirken von Schule und Sport auf Augenhöhe daher nichts entgegensteht.
Sofern die Kommunikation dazu zwischen Schulbeteiligten und Sportvereinen durch von der Stadtverwaltung moderierte Austauschformate erwünscht ist, werden wir dieses durch unsere politische Arbeit unterstützen.
Frage 6: Sehen Sie im organisierten Sport einen Bildungspartner, der in der Ganztagsbetreuung gesetzliche Aufgaben übernimmt?
Buntes Pinneberg: Sportliche Betreuung durch Sportvereine in der Ganztagsbetreuung ist längst unverzichtbar und muss unbedingt gestärkt bzw. überhaupt erst einmal eingeführt werden. Der Ganztagsbetrieb an den Schulen wird ansonsten zu immer größerer Bewegungsarmut bei Schülerinnen und Schülern führen. Wir werden uns daran beteiligen, zu ermitteln, wie Sportvereine und Schulen durch die Politik bei dieser Aufgabe unterstützt werden können. Für die Kommunalpolitik hilfreich wären konkrete Positivbeispiele anderer Kommunen.
Sport-Infrastruktur in Pinneberg
Frage 7: Wie sieht Ihr Schwerpunkt in der kommenden Legislaturperiode zur Verbesserung der Sport-Infrastruktur in Pinneberg aus?
Buntes Pinneberg: Es kommt zu den fehlenden Sportstätten noch hinzu, dass es einen Sanierungsstau bei den bestehenden gibt. Mit den finanziellen Mitteln, die uns als Kommune zur Verfügung stehen, ist eine wesentliche Verbesserung der Lage kurzfristig leider nicht zu erwarten. Die Einnahmen der Stadt über die Gewerbe- und die Einkommensteuer reichen gerade aus, um die laufenden Kosten zu bestreiten.
Eine so schnell wachsende Kommune wie Pinneberg benötigt zusätzliche Investitionsmittel von Land und Bund, um ihre gesetzlichen Aufgaben erfüllen zu können. Um diese Gelder einzuwerben, aber auch sinnvoll ausgeben zu können, brauchen wir:
- eine mit den Vereinen und Schulen ausgearbeitete Prioritätenliste der Maßnahmen,
- begründete finanzielle Forderungen von Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit an die Landesregierung und
- Durchhaltevermögen.
Frage 8: Wie kann die fachliche Kompetenz der Sportvereine in die Weiterentwicklung der sportlichen Infrastruktur Pinnebergs genutzt werden?
Buntes Pinneberg: Wir setzen uns für die frühzeitige Einbindung der Sportvereine in die politischen Entscheidungsprozesse ein. Nur so ist gewährleistet, dass ihre fachliche Kompetenz für die Weiterentwicklung der sportlichen Infrastruktur genutzt werden kann.
Frage 9: Wie kann die Kommunikation zwischen dem KSP, den Schulen, den Vereinen und der Verwaltung transparenter und effektiver gestaltet werden?
Buntes Pinneberg: Ohne transparente und effektive Kommunikation gibt es auch keine effiziente und effektive Zusammenarbeit zwischen mehreren Beteiligten. Der gegenwärtige, höchst unbefriedigende Zustand ist wesentlich darin begründet, dass keine ausreichend verbindlichen Regeln (Hol- und Bringschuld) für die Kommunikation bestehen. Hier sehen wir ein großes Defizit bei der Verwaltung, die sogar die Politik sehr häufig erst zum letzten gesetzlich möglichen Termin informiert. Eine Abstimmung mit den Vereinen und den Schulen ist dann rein terminlich oft nicht mehr möglich. Eines unserer wichtigen Themen in der kommenden Wahlperiode ist es, in Zusammenarbeit mit anderen Fraktionen und der Verwaltung hier deutliche Verbesserungen zu erreichen.
Sportfreundliche Stadt / Ehrenamt / Integration
Frage 10: Ist Pinneberg Ihrer Meinung nach eine sportfreundliche Stadt? Wenn ja, warum, und wenn nein, warum nicht?
Buntes Pinneberg: Wir halten es für sehr schwierig, diese Frage kompetent zu beantworten. Es fehlen uns Daten und Vergleiche zu anderen, ähnlich großen Städten. Wann kann sich eine Stadt sportfreundlich nennen? Wenn es genügend Infrastruktur gibt? Wenn die Sportvereine gute Arbeit machen (das ist in Pinneberg ja wohl der Fall)? Wenn der Sportunterricht an den Schulen funktioniert? Wenn genügend Sportmöglichkeiten geboten werden? Wir gehen davon aus, dass wie in vielen anderen Städten noch Luft nach oben ist und hoffen, dass wir in den nächsten Jahren hier weitere Schritte gehen werden.
Frage 11: Welche konkreten Vorschläge haben Sie, um das ehrenamtliche Engagement in unserer Stadt attraktiver zu gestalten?
Buntes Pinneberg: Politik hat vor allem die Aufgabe, ein Klima zu schaffen, in dem ehrenamtliches Engagement die Anerkennung bekommt, die ihm zusteht. Die Beteiligung von ehrenamtlich tätigen Menschen am politischen Entscheidungsprozess kann in Pinneberg noch deutlich gesteigert werden. Rechtzeitige Information und Möglichkeiten, Diskussionsbeiträge zu liefern, sind die Voraussetzung. Dafür werden wir uns wie in der Vergangenheit einsetzen.
Frage 12: Welche Form der Unterstützung sehen Sie für die Integrationsarbeit der Sportvereine?
Buntes Pinneberg: Die Bedeutung des Sports für die Integration wird inzwischen wohl von niemandem mehr ernsthaft bestritten. Integration wird längst wie selbstverständlich von den Sportvereinen vorgenommen. Ein gemeinsames Vorgehen aller Fraktionen bei der Unterstützung dieser Arbeit kann angenommen werden, unsere Integrationsbeauftragte in Pinneberg leistet nach unserer Auffassung eine sehr gute Arbeit und auch beim Fördermittelmanagement hat Pinneberg einen großen Fortschritt zu verzeichnen. Das sind gute Voraussetzungen, um eine gemeinsame Strategie zu erarbeiten. Wenn die Sportvereine signalisieren, welche Unterstützung sie benötigen, sehen wir gute Voraussetzungen für eine Berücksichtigung.